Montag, 21.10.2024:
Friedrich Bremser in München, der „Erfinder“ des Fertighauses aus Pappe
Die Digitalisierung alter Bücher und Zeitungen durch Google hat in den letzten Jahren einiges über das Leben eines Mannes ans Tageslicht gebracht, den man als den geistigen Erfinder des Fertighauses (aus Pappe) bezeichnen kann – wenn auch nur mit einem Schmunzeln, denn er hat seine Erfindung nur theoretisch beschrieben und wohl nicht in die Realität umgesetzt.
Siehe unter Friedrich Bremser in München, der „Erfinder“ des Fertighauses aus Pappe
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Die Digitalisierung alter Bücher und Zeitungen durch Google hat in den letzten Jahren einiges über das Leben eines Mannes ans Tageslicht gebracht, den man als den geistigen Erfinder des Fertighauses (aus Pappe) bezeichnen kann – wenn auch nur mit einem Schmunzeln, denn er hat seine Erfindung nur theoretisch beschrieben und wohl nicht in die Realität umgesetzt.
Wer war dieser Mann und was ist über ihn bekannt?
Friedrich Bremser wurde etwa im Juli 1798 geboren. Wir wissen aktuell leider nicht, wo er geboren wurde, denn weder in seiner Begräbnisurkunde, noch in seiner polizeilichen Sterbeanzeige wird ein Herkunftsort genannt.
Er starb am 12. Oktober 1837 „Nachts um 9 ½ Uhr“ in München im Alter von 39 Jahren und 3 Monaten als Papp- und Modell-Arbeiter an „allgemeiner Wassersucht“, was man heute wahrscheinlich mit Herzinsuffizienz übersetzen würde, und wurde am 15. Oktober begraben.
Am 20. Mai 1830 veröffentlicht die Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur und geselliges Leben in Wien unter der Rubrik „Buntes aus der Zeit“ den folgenden Artikel:
– In einem auswärtigen Blatte liest man Folgendes: Wahrscheinlich durch das traurige Ereignis bewogen, daß in München ein ganz neues, aus Steinen erbautes Haus zusammen stürzte, und in seinem Schutte mehrere Menschen begrub – hat Hr. Friedrich Bremser in München, der sich längere Zeit mit Papparbeiten abgibt, sich erboten ganz neue und dauerhafte Häuser aus Pappendeckel zu bauen. Dieselben werden von Innen und von Außen sehr schön glatt, gut heizbar und mit einer feuerfesten Masse überstrichen. (So ein Haus ist äußerst bequem; Wenn´s dem Eigenthümer an einem Orte nicht gefällt, so transportiert er es mit Hülfe des Windes an einen andern. Aber wer wird darin wohnen wollen, und der Regen wird die Mauern nicht durchweichen?)
Der nächste Eintrag, in dem Friedrich Bremser erscheint, erfolgt anlässlich der Auflösung des Gewerbe-Hilfs-Vereins im Jahr 1836. Dieser Verein, der sich zur Förderung des Handels und der Gewerbetreibenden gebildet hatte, war der Regierung und dem bayrischen König ein Dorn im Auge, so dass seine Auflösung befohlen wurde. Die Auflösung wurde ausführlich dokumentiert, alle ordentlichen Mitglieder sind aufgeführt. Friedrich Bremser hatte von insgesamt 488 Mitgliedern die Nr. 104 in der nach Reihenfolge des Eintritts vergebenen Nummerierung. Daraus ist erkennbar, dass er offenbar noch im Jahr der Gründung des Vereins 1834 beigetreten ist und zwar als „Modell- und Papparbeiter“.
Nicht lange danach starb Friedrich Bremser am 12. Oktober 1837 in München, wie oben berichtet.
Am 1. März 1838 berichtet ‚Der Bayerische Eilbote‘, München in seiner Nr. 26:
Bekanntmachung.
Wer irgend an dem Rücklasse des verlebten Etui-Fabrikanten Friedrich Bremser dahier einen Anspruch zu machen hat, wird aufgefordert, solchen binnen 30 Tagen hierorts anzumelden und gehörig
nachzuweisen, indem sonst ohne Rücksicht auf dergleichen Forderungen mit Auseinandersetzung der Verlassenschaft fortgefahren würde.
Das königl. Bayer. Kreis- und Stadtgericht München
Der königliche Director:
Graf Lerchenfeld.
Westermayer, Raths-Access.
Noch einmal gibt es bezüglich des Nachlasses einen Eintrag, diesmal bei ‚Der Bayerische Volksfreund‘, München, Nr. 55, vom 5. April 1838 unter Anzeigen:
Bekanntmachung.
Samstag den 7. April Vormittags von 9 – 12 Uhr und Nachmittags von 3 – 6 Uhr wird in der Fingergasse Nr. 8/1 sämmtlicher Rücklaß des Etui- und Modellfabrikanten Friedrich Bremser, bestehend in
Mobiliarschaft, sowie in gefertigten Papparbeiten, gegen gleich baare Bezahlung öffentlich versteigert.
Am 1. April 1838
Königliches
Kreis- und Stadtgericht
München
Graf Lerchenfeld, Direktor
Feichter.
Hier erfahren wir auch, dass der Verstorbene in der Fingergasse 8 im 1. OG gelebt hat – die Fingergasse heißt jetzt Maffeigasse. Aus der Nachlassversteigerung wird auch deutlich, dass Bremser keine Angehörigen in München hatte. Er kam von außerhalb und man machte sich auch nicht die Mühe, Angehörige ausfindig zu machen.
Das ist das Problem bis heute: es ist nicht bekannt, woher Friedrich Bremser stammte. Ein Geburtseintrag von ihm konnte bisher noch nicht in einem Kirchenbuch gefunden werden.
Sterbeanzeige und -eintrag [1]
Wiener Theaterzeitung [2]
Mitgliedschaft im Gewerbe-Hilfsverein [3]
Nachlaß des Friedrich Bremser (1) [4]
Nachlaß des Friedrich Bremser (2) [5]
[1] Polizei-Anzeiger von München vom Mittwoch, den 18.10.1837 und Auszug aus dem Begräbnisregister der evang. Gesamtgemeinde München; Bestattungen 1832 – 1843; vom Jahr 1837 (nach Archion), wo allerdings steht, er sei 38 Jahre alt geworden, also um 1799 geboren; eine Sterbeurkunde gibt es nach Auskunft des landeskirchlichen Archivs Nürnberg nicht (Email von Frau Annemarie Müller vom Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern vom Nürnberg, den 2. September 2020)
[2] Allgemeine Theaterzeitung Wien, S. 242/3
[3] Darstellung der Wirkung des Gewerbe-Hilfs-Vereins, München, 1836; bei der 2. Generalversammlung am 6.6.1834 hatte der Verein bereits insgesamt 107 Mitglieder (S. 9, wahrscheinlich incl. Vorstand, korrespondierender und Ehrenmitglieder)
[5] Bayerischer Volksfreund, Nr. 55/1838 und ganz ähnlich in Der Bayerische Landbote, Nr. 55/1838 vom selben Tag